Der größte Teil unserer Klientel sind iranische und afghanische Frauen und Mädchen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Da wir jedoch bundesweit die einzige Stelle dieser Art sind, wenden sich auch Frauen aus den verschiedensten Teilen Deutschlands an uns.
Für viele Frauen sind wir inzwischen ein bekannter und vertrauter Ort, den sie immer wieder aufsuchen, wenn sie mit neuen Problemen konfrontiert sind.
Neben den Klientinnen, die schon länger in Deutschland leben, kommen auch Frauen zu uns, die erst seit kurzer Zeit hier sind und Hilfe in allen Lebenssituationen benötigen. Alle diese Frauen haben eine eigene Geschichte und aufgrund des dynamischen Spannungsfeldes zwischen mitgebrachter Kultur und Exilsituation mit vielfältigen Problemen zu kämpfen.
Flüchtlingsfrauen
Auf die erfolgreiche Flucht folgt für viele Frauen ein mehr oder weniger langer Aufenthalt in deutschen Asylantenheimen. Diese Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften bringt zahllose soziale und psychische Probleme mit sich.
Wir müssen immer wieder feststellen, dass diese Unterbringung bei den Frauen Apathie, Depressionen, Verfolgungswahn, psychosomatische Störungen, Aggressionen z.B. gegen die Kinder oder gar Selbstmordabsichten hervorruft.
Ehen geraten durch die beengten Wohnverhältnisse (Familien mit Kindern leben oft in einem Zimmer zusammen), die durch Arbeitsverbote der Eheleute noch verschärft werden in eine Krise. Generationskonflikte brechen insbesondere zwischen allein mit ihren Kindern emigrierten Frauen und diesen Kindern aus. Viele Frauen, die uns aufsuchen, leiden unter Frustrationen, die die Heimbedingungen ihrer Mutterrolle zufügen.
Mädchen
Die an uns herangetragenen Probleme sind so unterschiedlich, wie die Lage der Mädchen selbst. Die Mädchen, die hier geboren sind oder schon länger in Deutschland leben, müssen eher mit schulischen und kulturellen Problemen umgehen. Der größte Teil kommt mit der Erziehungsweise der Eltern nicht zurecht. Das führt zu schweren Konflikten innerhalb der Familie. So reiben sich die Mädchen an den Themen Jungfräulichkeit, umfassende Kontrolle und Leistungsdruck sowie an der strengeren Erziehung der Mädchen gegenüber größeren Freiräumen der Brüder. Vielfach werden die jeweiligen Schulen und verschiedene ämter kontaktiert und Gespräche mit Eltern und Geschwistern geführt.
Für die Mädchen, die erst seit kurzer Zeit hier leben, stellen sich andere Probleme. Sie befinden sich als Flüchtlinge in Heimen oder auf kleinstem Raum in einer billigen Wohnung. Sie kämpfen mit Aufenthalts- und Verständigungsproblemen und der ständigen Bedrohung abgeschoben zu werden. Die familiären Konflikte gewinnen an Brisanz, weil in Fällen, in denen die Eltern bei der Erziehung überfordert sind, den Mädchen die zwangsweise Rückkehr in den Iran droht.
Letztendlich leben diese Mädchen zwischen zwei Kulturen. Ziel der Beratung ist es ihnen so viel Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zu vermitteln, damit sie das als Vorteil erkennen. Wir ermutigen sie, aus beiden Kulturen das für sie Beste auszuwählen.
Ältere Frauen
Mit zunehmendem Alter leiden die Frauen an Einsamkeit, Isolation, ängsten sowie Heimweh. Mitunter haben sie auch noch immer große Sprachschwierigkeiten. Oft mussten diese Frauen – wie sie es selbst ausdrücken – „alle Brücken hinter sich abbrechen“. Deshalb gibt es für sie keinen Weg zurück. All diese Frauen kommen mit ihren Sorgen, Sehnsüchten und Leiden aber auch mit ihrer Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu uns.
Ihre größte Angst ist es, hier allein alt und wegen fehlender Hilfe in ein Altersheim abgeschoben zu werden. Diese ängste versuchen wir in Selbsthilfegruppen durch das Schaffen sozialer Netze aufzulösen.
Heiratsimmigrantinnen
Die Welle der Frauen, die durch Heirat hierher kommen, reißt nicht ab. Es gibt immer noch etliche Frauen, die in einer Heirat mit einem hier lebenden Mann, einen Ausweg aus ihrem Leben in der islamischen Republik suchen. Sie versprechen sich dadurch einen Weg in die Freiheit und hoffen auf ein gleichberechtigtes Leben mit einem intellektuellen Mann. Aber vielfach stellt sich das als Falle heraus. Sie fühlen sich oft mehrfach betrogen, denn meist finden sie sich im Exil perspektivlos, allein und einsam wieder, ohne Familienmitglieder, die ihnen bei ihren Problemen beistehen könnten, in einem fremden Land, in totaler Abhängigkeit von einem Mann, der ihre Lage ausnutzt und sie prügelt, beschimpft, vergewaltigt, erniedrigt und jeglichen Kontakt mit Freunden und Bekannten verbietet.
Viele der Heiratsimmigrantinnen finden durch Frauenhäuser, in denen sie um Hilfe bitten, oder durch PolizeibeamtInnen, ÄrztInnen und Krankenhäuser sowie Nachbarn und FreundInnen den ersten Kontakt zu uns.