Seit 1981 ist der Verein „Autonome Iranische Frauenbewegung im Ausland“ aktiv, seit 1984 ist er eingetragen. Über theoretische Diskussionen und Seminare hinaus kümmert er sich um Probleme der zahlreichen, in Deutschland lebenden Iranerinnen.
Unter der rot-grünen Koalition wurde es in Hessen möglich, die bis dahin weitgehend privat geleistete Arbeit des Vereins in einer Anlaufstelle zu konzentrieren. Mit Mitteln des Landes Hessen wurde die „Deutsch-Iranische Beratungsstelle für Frauen“ eingerichtet und am 18. Dezember 1984 eingeweiht.
Unsere Beratungsstelle ist seit 1984 immer noch die Anlaufstelle aller im Rhein-Main-Gebiet ansässigen oder/und zuziehenden persischsprachigen, also iranischen wie auch afghanischen Frauen und Mädchen. Auch viele deutsche Frauen, die mit iranischen oder afghanischen Männern verheiratet/verlobt oder eng befreundet sind, suchen bei uns Rat. Für viele dieser Frauen und Mädchen ist dieser Verein eine unersetzbare Stütze, ein Stück Heimat hier in Deutschland, in einer Gesellschaft, in der sie sich isoliert fühlen und sich neu behaupten müssen.
Unser Anliegen
Da es in unserer Kultur eher unüblich und nicht weit verbreitet ist, mit seinen Problemen an Fremde heranzutreten, werden üblicherweise Probleme im Kreis der (Groß-)Familie besprochen. Diese fehlt hier und es ist ein bedeutender Schritt, der als großer Erfolg gewertet werden kann, dass diese Frauen ihren Weg in unsere Einrichtung finden. Wir vermitteln eine Atmosphäre, die es den Frauen erleichtert, sich zu öffnen und Vertrauen zu schöpfen. Dass viele Frauen hier positive Erfahrungen machen, zeigt sich daran, dass immer mehr Frauen durch Mundpropaganda zu uns finden. Infolgedessen hat sich die Zahl unserer Fälle vermehrt, obwohl die Flüchtlingszahlen generell gesunken sind.
Als Erfolg sehen wir auch die Verzweigung unserer Arbeit an. Vor dem oben beschriebenen kulturellen Hintergrund sehen wir insbesondere die Zunahme der Fälle der Familienbetreuung als Bestätigung der breiten Akzeptanz unserer Arbeit in den betreffenden Migrantinnenkreisen.
Da wir aufgrund von mangelnder Zeit und Personal, nicht zur ausreichenden Betreuung jedes einzelnen Falles kommen, bieten wir aus der Not heraus Gesprächskreise an. Auch das wird positiv angenommen und stärkt die Hilfe zur Selbsthilfe und schafft ein soziales Netz, das die fehlende Großfamilien zumindest teilweise zu ersetzen vermag.
Problemlagen
Die spezifischen Problematiken können von hiesigen Institutionen wegen des fehlenden kulturellen Hintergrundes oft nicht verstanden und nachvollzogen werden.
Häufig auftretende Probleme:
- Asyl und Aufenthaltsrecht
- Traumatisierung durch Flucht und Heimatverlust
- Psychosoziale Probleme wie z.B. Einsamkeit, Perspektivlosigkeit und Isolation
- Familienprobleme
- Probleme bei der Erziehung zwischen zwei Kulturen
- Probleme mit den Kindern/Jugendlichen in der Schule/Lehre, z.B. Leistungsdruck
- Trennungs- und Scheidungssituation und das Problem des Sorgerechts für die Kinder
- Zunehmende Gewalt gegen Frauen und Kinder, die aus dem Exilleben und der Arbeitslosigkeit resultiert
- Identitätssuche
- Generationskonflikte
- Verzweiflung, Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit vieler Heiratsimmigrantinnen
- Probleme mit der deutschen Sprache und Kultur
- Probleme mit Ämtern und Behörden
- Berufliche Orientierung (Arbeitssuche)
- Probleme durch Nichtanerkennung von Ausbildungsabschlüssen und beruflichen Qualifikationen
- Erfahrung mit Fremdenfeindlichkeit, Ängste, besonders um die Kinder
Ziel unserer Arbeit
Ziel unserer Arbeit ist, neben der Hilfe beim Bewältigen von Problemsituationen, das Bewahren der eigenen Kultur und das Stärken der Identität als Basis für eine gute soziale Integration. Wir setzten uns konsequent für die Rechte und Interessen hier lebender Frauen und Mädchen aus dem Iran und aus Afghanistan ein. Dabei lehnen wir die Opferrolle, in die Migrantinnen und Flüchtlinge gedrängt werden, oder sich selbst hineinbegeben, grundsätzlich ab. Dadurch vermindern wir präventiv die klassischen Probleme der im Exil Lebenden.
Aus Problemen, die gehäuft an uns herangetragen werden, entwickeln wir Projekte, die zur Identitätsbildung und Selbstwertstärkung beitragen. Eine Bestätigung unserer Arbeit erfahren wir durch Frauen, die mehr Selbstsicherheit und Selbständigkeit in ihrem Handeln im Alltag gewinnen sowie durch Frauen, die den Weg in die Arbeitswelt finden, eine Maßnahme oder ein Studium etc. beginnen. Jedes glückliche Lächeln einer Frau, bestätigt unser Engagement und motivierte uns zur Weiterführung unserer Arbeit.
Die Wirkung unserer Arbeit liegt in unserem Gesamtkonzept.